Den Sonderpreis erhielt am 13.März 2013 die Altneihauser Feierwehrkapell'n.
Zitat aus der Mainpost vom 15. März:
... Und sie ließen es krachen. Rotzfrech zog deren Chef über Schleich her, der nur schwafeln kann und für jedes öffentliche Lob bar bezahlt. Auch für Arnstein kam es knüppeldick ´denn die Stadt ist nicht sehr groß, vollkommen bedeutungslos und wird als Ort, wo nichts passiert von Linda Plappert Metz regiert.´..."
Hier die Laudatio von Helmut Schleich im vollem Wortlaut:
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
als Laudator beim Fränkischen Kabarettpreis 2013 kommt mir heute keine ganz leichte Aufgabe zu.
Die Jury des Preises hat sich in einer Attacke Unterfränkischer Weltläufigkeit dazu entschieden, den Preis in die Oberpfalz zu vergeben und zwar nicht irgendwo in die Oberpfalz sondern nach Neuhaus, genauer gesagt nach Altneuhaus und dort an die Feuerwehr, genauer gesagt an die Kapelle der Feuerwehr oder um es in einem Wort zu sagen - und dafür habe ich extra "Oberpfälzisch" gelernt an die Oltneihauser Feiawehrkapell'n".
Der Name ist von einem Biotop abgeleitet, in dem eine Burg stand, die schon im 13. Jahrhundert in einem desolaten Zustand war und sich seither prächtig weiterentwickelt hat. In wie weit das für die Altneihauser vorbildhaft war, weiß ich nicht, auf jeden Fall hinterlassen sie bei ihren Auftritten nicht nur in Franken einen bleibenden Eindruck! Die literarische Fähigkeit des Reimens, meine Damen und Herren, beherrscht Norbert Neugirg in einer Weise, dass 10 Minuten Laudation nicht ausreichen würden, sie hinreichend zu würdigen.
Flink, wendig, gescheit und derart gespickt mit Überraschungen, dass es wahrscheinlich nicht einmal dem Vortrag eines echten Feuerwehr-Kommandanten nach einem Großeinsatz mit 15 Halben Bier gelingen würde, diese Verse zu zerstören. Besonders löblich erscheint, dass die Kapelle in ihrer Werbung betont, dass ihr Bühnenprogramm IMMER ein Ende hat.
Das ist beachtlich, gerade bei Musikern!
Kabarettisten spielen ihr Programm oder ihre Nummer, dann bedanken sie sich und verabschieden sich - nach Hause oder - öfter - an den Tresen. Musiker aber neigen dazu, wenn sie auch nur noch einen einzigen Klatscher im Saal vernehmen, sofort noch eine zehnte, elfte und zwölfte Zugabe zu spielen, in der Kneipe weiter zu machen, im Hotel eine Session draufzulegen zu spielen und sich am nächsten Morgen noch mit einem Ständchen am Bahnhof vom Gastspielort zu verabschieden, manchmal bis auch der letzte erleichtert seufzt: "Jetzt san's endlich weg!".
Das machen die Altneihauser nicht, weil sie wissen: In der Kürze liegt das Salz in der Suppe begraben - oder so ähnlich.
Darüber hinaus entspricht es auch nicht dem Oberpfälzer Naturell, unbedingt Worte zu verwenden, wenn Gesten und Blicke auch was sagen können.
Neuhaus ist ja ein Ortsteil von Windischeschenbach, Windischeschenbach, der Stadt, wo man am Ortsschild fast denkt, man hat sich nach Wales verirrt, so unlesbar ist das Buchstabenungetüm WINDISCHESCHENBACH, und im Selbstverständnis des Ortes ist die Altneihauser Feierwehrkapell'n natürlich nur EIN kulturelles Highlight der Stadt, neben dem Zoiglbier, der Lourdesgrotte in der Garage des Pfarrhauses und der kontinentalen Tiefbohrung KTB.
Die hat euch was voraus. Ein Denkmal! In Windischeschenbach.
Dabei handelt es sich um einen Bohrkern, einen schmalen, langen Zylinder aus Gestein, den irgendein Künstler in ein umschlingendes Kleid aus Bronze gefasst hat. Also vom Material her dem fränkischen Kabarettpreis durchaus verwandt. Granit und Metall.
Dieser Bohrkern wurde dem tiefsten Punkt Bayerns abgeschürft, der gleichzeitig der tiefste Punkt des ganzen Planeten ist. Ein absoluter Tiefpunkt sozusagen, die Kontinentale Tiefenbohrung in Windischeschenbach.
Der Versuch, den Dingen auf den Grund zu gehen, eine Reise zum Mittelpunkt der Erde – mit 9,1 Kilometern Tiefe wurde schon mal ein Anfang gemacht, ein Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde, immerhin, aber man kann's auch anders sehen: Von Windischeschenbach nach Australien fehlen nur noch 12 703,90 Kilometer, dann brechen für Gastronomie und Zoiglbrauereien goldene Zeiten an, man braucht nur an die bierseligen Australier auf dem Münchner Oktoberfest zu denken.
Bleibt eigentlich nur noch die Frage, warum man die Tiefenbohrung dann nicht gleich in München gemacht hat, auf der Theresienwiese wäre ja wahrlich genug Platz für so einen Bohrturm, den man zur Festzeit wunderschön in einen überdimensionalen Maßkrug verwandeln könnte.
Die Antwort ist einfach: Hier, in Windischeschenbach, ist die Erdanziehungskraft signifikant höher als überall sonst in Bayern, was nicht nur das Interesse der Geologen für diesen Ort erklärt, sondern auch, weshalb die Menschen hier mit beiden Beinen auf der Erde stehen und besonders tiefe Wurzeln haben. Womit wir wieder bei der Altneihauser Feierwehrkapell'n wären!
Die standfest geblieben ist, als die Veitshöchheimer Fastnacht versucht hat, sie zu korrumpieren. Dass beim Frankenfasching Künstler aus der Oberpfalz auftreten, das war unmöglich, für Oberbayern ist das bis heute nicht denkbar. Die Kolonialherren aus Altbayern sind auf der Eingeborenen- Gaudi nicht erwünscht. In Franken haben sie ja manchmal schon einen sehr ethnischen Zugang zum Kabarett: Es ist nicht so wichtig, was einer sagt, wichtig ist nur, dass er's auf Fränkisch sagt, und so gab es Versuche, die Feierwehrkapell'n wie einen Karpfen fränkisch zu panieren. Dem haben die Altneihauser erfolgreich widerstanden und so sind sie heute in Franken geschätzte Gastkünstler mit oberpfälzer Migrationsuntergrund, denen man sogar einen Preis anträgt und das mit vollem Recht!
Einen Satz, meine Damen und Herren möchte ich ihnen abschließend nicht vorenthalten, den Dorit Schatz, die ehemalige Redakteurin der "Fankenfastnacht" über Norbert Neugirg gesagt hat:
Sie freut sich so über die Altneihauser in Veitshöchheim, denn - ich zitiere - "Neugirg ist nicht nur ein Meister des Reimes sondern auch des Kürzens, es gelingt ihm ohne jedes Murren in Blitzesschnelle".
Mit diesem Zeugniseintrag ist klar: Sollte es mit der Altneihauser Feierwehrkapell'n einmal nicht mehr laufen - Norbert Neugirg hat das Empfehlungsschreiben für einen Posten als Abteilungsleiter beim Bayerischen Fernsehen bereits in der Tasche!
So weit wird es vorerst aber sicher nicht kommen, mein herzlichster Glückwunsch zum Fränkischen Kabarettpreis an:
Stefan Schricker, Horn
Rupert Beer, Tuba
Ludwig Schieder, Steirische Knopfharmonika
Dominik Knott, Kleine Trommel
Reinhard Stummreiter, Große Trommel
Peter Fuhrmann, Tenorhorn
Josef Treml, Trompete
Thomas Kießling, Klarinette
und
Norbert Neugirg
Die ALTNEIHAUSER FEIERWEHRKAPELL'N